Mein Weg zu den Märchen

als ich 2016 in einem Bildungsurlaub mich erstmalig als Erwachsene den Märchen näherte, hatte ich Gemütlichkeit, Behaglichkeit und vielleicht etwas Nostalgie erwartet. Pustekuchen. Es wurde nicht ein Märchen vorgelesen. Wir erlebten, wir die Dozentin ein Märchen frei erzählte und uns dabei ganz unverblümt anschaute. Das war schon mal sehr viel auf- und anregender als erwartet  und als wir anschließend in die Pflicht genommen wurden uns in dieser Woche drei Märchen zu eigen zu machen, die wir dann wo auch immer zum besten geben konnten, da war ein Feuer entfacht.

Innerhalb der nächsten Wochen meldete ich mich zum Märchen erzählen an, acht Module über zwei Jahre. Um die Zeit bis zum Beginn fast ein Jahr später zu überbrücken, genoss ich das eine oder  andere Märchenseminar. Das war sehr nährend und beglückend für mich und begleitete mich in einer herausfordernden hochtourigen Lebensphase.

Wenn ich den Märchen zuhörte, hatten sie eine nicht im geringsten vorhersagbare Wirkung auf mich. Manche zogen an mir vorbei und erst in der gemeinsamen Nachbetrachtung fiel mal eine Erkenntnis und mal eine Einsicht für mich ab. Aber manchmal erwischten die Märchen mich wie ein Blitzschlag oder gingen mir direkt ins Herz und Tränen rollten über meine Gesicht. Die konnten süß sein oder schmerzlich, aber immer wieder erlebte und erlebe ich die Märchen als unterstützende wundervolle Begleiter meines Lebens.

Das Lesen der Märchen zuhause ist teilweise mühsam, manchmal gefällt mir eines spontan oder ich habe so eine Ahnung, dass es mir gut gefallen könnte. Beim inwendigen Lernen zeigen sie sich dann immer mehr und beim Erzählen habe ich mindestens genauso viel davon wie vielleicht die Zuhörenden… da wird das Märchen lebendig und es ist mir eine so große Freude, diese Schätze zu teilen.

Märchen sind mehr als wahr;
nicht weil sie uns erzählen, dass es Drachen gibt
sondern weil sie uns sagen, dass Drachen besiegt werden können.

G. K. Chesterton

Helga Koss
Yogalehrerin
Breathwalk Anleiterin
Märchenerzählerin